Kurz & knapp: Schmerzensgeld bei einem Schädelhirntrauma
Darunter werden verschiedene Kopfverletzungen verstanden, bei denen das Gehirn verletzt wurde. Schädel-Hirn-Traumata können schwerwiegende Folgen für den Geschädigten haben. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Ein Schmerzensgeld bemisst sich an den Einschränkungen, die ertragen werden müssen. Umstände wie Fahrlässigkeit oder Vorsatz können bei der Höhe vom Schmerzensgeld durchaus eine Rolle spielen.
Die Höhe des Schmerzensgeldes wird im Einzelfall entschieden. Einen ersten Anhaltspunkt bietet Ihnen diese Schmerzensgeldtabelle.
Wenn unser Kontrollzentrum Schaden nimmt
Inhaltsverzeichnis
Das Gehirn gilt als wichtigstes Organ der Menschen. Denn dieses sammelt als Schaltzentrale Informationen und nimmt dadurch bei vielfältigen Prozessen, wie dem Denken, Fühlen oder Handeln, eine leitende Rolle ein.
Daher kann es schwerwiegende Auswirkungen haben, wenn das Gehirn infolge eines Unfalls oder einer Gewaltanwendung Schaden nimmt. Je nach Ausmaß der Verletzungen kann es unter anderem sein, dass Fertigkeiten wie das Lesen oder Schreiben neu erlernt werden müssen. Aufgrund dieser schwerwiegenden Folgen – auch auf die Berufsfähigkeit – verwundert es nicht, dass die Betroffenen ein Schmerzensgeld bei einem Schädelhirntrauma (SHT) für angemessen halten.
Doch besteht ein gesetzlicher Anspruch auf eine solche Form der Entschädigung? Welche Auswirkungen haben die Grade beim Schädelhirntrauma auf das Schmerzensgeld? Und welche Summen sind grundsätzliche möglich? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der nachfolgende Ratgeber.
Was ist unter einem Schädelhirntrauma zu verstehen?
Bevor wir uns im Detail mit dem Schmerzensgeld beim Schädelhirntrauma befassen, gilt es zuerst die medizinischen Grundlagen zu erörtern. Denn insbesondere die Unterscheidung der Schweregrade spielt beim Schmerzensgeld für diese Kopfverletzung eine entscheidende Rolle.
Grundsätzlich handelt es sich bei der Bezeichnung „Schädelhirntrauma“ um einen Sammelbegriff für verschiedene Kopfverletzungen, bei welchen es zu eine Funktionsstörung oder Verletzung des Gehirns kommt.
In der Regel ist ein Schädelhirntrauma auf eine äußere Gewaltanwendung zurückzuführen und tritt als Folge von Sport- oder Verkehrsunfällen auf. Dabei unterscheiden Mediziner grundsätzlich je nach Ausprägung des Traumas folgende Schweregrade:
- SHT 1. Grades:
Mediziner sprechen in diesen Stadium von einer Gehirnerschütterung. Bei dieser ist keine dauerhafte Schädigung nachzuweisen. Die Betroffenen leiden meist allerdings unter einer kurzzeitigen Bewusstlosigkeit und einem zeitweisen Gedächtnisverlust. - SHT 2. Grades:
Bei der Gehirnprellung liegt eine Schädigung der Hirnsubstanz vor. Die Symptome entsprechen einer Gehirnerschütterung, allerdings dauert die Bewusstlosigkeit in Folge der Verletzungshandlung länger als 15 Minuten an. - SHT 3. Grades:
Die Gehirnquetschung geht mit einem Hirnödem oder einer Hirnblutung einher. Die Bewusstlosigkeit kann sich daher über Tag und Wochen erstrecken.
Steht mir Schmerzensgeld beim Schädelhirntrauma zu?
Haben Sie in Folge einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Handlung eine körperliche Beeinträchtigung – wie zum Beispiel ein Schädelhirntrauma – erlitten, steht Ihnen gemäß § 253 Abs. 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ein finanzieller Ausgleich zu.
Somit liegt laut Gesetzgeber grundsätzlichen ein Anspruch auf Schmerzensgeld bei einem Schädelhirntrauma vor. Allerdings schreibt der Gesetzestext keine konkreten Summen vor, vielmehr ergibt sich die Höhe des Schmerzensgeldes anhand der individuellen Umstände und ist daher für jeden Einzelfall zu bemessen.
Dabei spielen unter anderem die Art der Verletzung und der Zeitraum, in dem der Betroffene unter den Folgen der Beeinträchtigung leidet, eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist es relevant, ob die Verletzungshandlung auf Vorsatz oder Fahrlässigkeit zurückzuführen ist.
Schmerzensgeldtabelle zum Schädelhirntrauma: Bisherige Ausgleichszahlungen
Wie zuvor bereits erwähnt, handelt es sich beim Schmerzensgeld bei einem Schädelhirntrauma nicht um einen pauschalen Betrag. Denn bei der Bemessung finden die individuellen Umstände Berücksichtigung. Dadurch ist es Laien allerdings nur schwer möglich einzuschätzen, ob eine Summe angemessen ist.
Eine Orientierung können in diesem Fall die sogenannten Schmerzensgeldtabellen liefern. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Urteilen und der dabei bestimmten Entschädigungen. Einen ersten Eindruck über das Schmerzensgeld bei einem Schädelhirntrauma kann auch unsere nachfolgende Zusammenstellung bieten:
Verletzungen | Schmerzensgeld und Rechtsprechung |
---|---|
Schädelhirntrauma 1. Grades mit Störung des vegetativen Nervensystems | ca. 500 Euro AG Berlin Az. 204 C 32/81 Urteil von 1981 |
Schädelhirntrauma 1. Grades mit unmittelbar nachfolgender Bewusstlosigkeit sowie Halswirbelsäulensyndrom | ca. 4.000 Euro OLG Hamm Az. 27 U 228/93 Urteil von 1994 |
Schädelhirntrauma 2. Grades mit Schädeldachfraktur und Gehirnblutungen | ca. 20.000 Euro LG Neuruppin Az. 1 O 106/07 Urteil von 2009 |
Schädelhirntrauma 2. Grades mit posttraumatischen Störungen | ca. 70.000 Euro OLG Koblenz Az. 7 U 228/00 Urteil von 2003 |
Schädelhirntrauma 3. Grades mit Schädelfraktur, Hirnödem, Subarachnoidalblutung sowie Lungenverletzung und Wirbelsäulenverletzung | ca. 125.000 Euro OLG Hamburg Az. 1 U 186/00 Urteil von 2003 |
Schädelhirntrauma 3.Grades mit Gehirnschädigung und spastischer linksbetonter Lähmung | ca. 250.000 Euro OLG Celle Az. 14 U 11/01 Urteil von 2003 |
Schädelhirntrauma 2.-3. Grades nach einem schweren Verkehrsunfall; Neuerlernung der Sprache notwendig und jahrelange Berufsunfähigkeit | ca. 150.000 Euro Hannover Außergerichtlicher Vergleich von 2012 |
Eine konkrete Einschätzung kann eine solche Schmerzensgeldtabelle natürlich nicht liefern. Wenden Sie sich dafür ggf. an einen Anwalt für Schmerzensgeld. Dieser kann unter anderem aufgrund der medizinischen Unterlagen eine Prognose zur Höhe beim Schmerzensgeld nach einem Schädelhirntrauma geben.
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