Kurz & Knapp: Wichtiges zum Verkehrsinfarkt
Ein Verkehrsinfarkt bezeichnet den völligen Stillstand des Verkehrs. Dies ist nicht gleichzusetzen mit einem normalen Stau.
Ein Verkehrsinfarkt wird durch das Ungleichgewicht zwischen Straßenkapazität und Verkehrsaufkommen verursacht.
Politik, Wirtschaft und Forschung verfolgen verschiedene Lösungsansätze, wie sich ein Verkehrsinfarkt vermeiden lässt.
Was genau ist ein Verkehrsinfarkt?
Inhaltsverzeichnis
Allein die Anzahl der Pkws in Deutschland beläuft sich auf fast 46,5 Millionen (Stand 2018). Rein statistisch bedeutet das, dass mehr als jeder zweite Bürger der Bundesrepublik ein eigenes Auto besitzt. Bedenkt man außerdem noch die vielen Lkws, Motorräder, Motorroller und Busse, ist es kein Wunder, dass zu manchen Zeiten die Straßen hoffnungslos verstopft sind. Denn vielerorts ist die Infrastruktur für diese Masse an Fahrzeugen nicht ausgelegt. Kommt es dadurch zum völligen Stillstand des Verkehrs, wird von einem „Verkehrsinfarkt“ gesprochen.
Ein solcher ist bislang eher ein theoretisches Konstrukt und nicht gleichzusetzen mit dem täglichen Stau oder stockenden Verkehr, wie ihn vor allem Pendler im allmorgendlichen Berufsverkehr erleben. Vielmehr bezeichnet er den vollständigen Kollaps des Verkehrs. Aber wie kommt ein solcher Verkehrsinfarkt eigentlich zustande? Und welche Strategien verfolgen Städte und Länder, um den Stillstand zu verhindern?
Warum heißt es überhaupt „Verkehrsinfarkt“?
Der Begriff „Infarkt“ ist den meisten aus der Medizin bekannt. Dort bezeichnet er das Absterben von Gewebe aufgrund einer Unterversorgung mit Sauerstoff. Diese wird wiederum durch eine gestörte Durchblutung hervorgerufen. Der Verschluss eines Blutgefäßes führt also zum Absterben eines Organs.
Wie kommt es zum Verkehrsinfarkt?
Zu einem Verkehrsinfarkt kommt es in der Regel dann, wenn die Anzahl der Fahrzeuge, die eine bestimmte Straße oder einen Verkehrsknoten gleichzeitig nutzen, deren Kapazität übersteigt. Die Straße ist also überlastet.
Das Ungleichgewicht zwischen Verkehrsaufkommen und Straßenkapazität wiederum kann durch verschiedene Umstände begründet sein. Deshalb listen wir an dieser Stelle die wahrscheinlichsten Ursachen für einen drohenden Verkehrsinfarkt in Deutschland auf:
- Zunehmender Pendelverkehr: Besonders in Großstädten herrscht immer größerer Wohnungsmangel. Als Folge davon suchen sich viele Arbeitnehmer eine Wohnung in den Randgebieten oder im Umland und nehmen dafür einen längeren Arbeitsweg in Kauf. Dies führt zu einem Anstieg des Pendelverkehrs, welcher sowohl die Straßen als auch die Linien der öffentlichen Verkehrsmittel in den Ballungsgebieten belastet.
- Zunehmender Lieferverkehr: Das Internet und die Globalisierung haben den Handel revolutioniert. Nicht nur, dass viele Menschen ihre Einkäufe heutzutage per Mausklick tätigen, auch die Händler vor Ort weisen ein immer größeres Warensortiment auf, von denen viele Produkte in weiter Ferne hergestellt werden. Doch diese Waren müssen irgendwie auch den Weg zu ihrem Bestimmungsort finden. Darum sind in Deutschland wie im Rest der Welt immer mehr Züge, Flugzeuge und insbesondere Lkws unterwegs, die den Verkehr belasten.
- Sanierungsbedürftige Infrastruktur: Ein Verkehrsinfarkt entsteht dadurch, dass die Straßen für das hohe Aufkommen an Fahrzeugen nicht ausgelegt sind. Entweder weil sie von Vornherein zu schmal gebaut wurden oder weil sie nach Jahren der Abnutzung inzwischen weniger Verkehr aufnehmen können. Oft mangelt es auch an alternativen Strecken, die die Hauptverkehrsadern entlasten könnten. Gleiches gilt für die öffentlichen Verkehrsmittel: Viele Verkehrsbetriebe passen sich nicht an das immer höhere Fahrgastaufkommen an, indem sie z. B. mehr Züge einsetzen oder neue Linien einrichten.
Welche Folgen hätte ein Verkehrsinfarkt?
Ein drohender Stillstand des Verkehrs ist nicht einfach nur eine Unannehmlichkeit, sondern zutiefst bedenklich, wenn sich die möglichen Auswirkungen vor Augen geführt werden. Allein die Schäden für die Volkswirtschaft wären beträchtlich: Arbeitnehmer, die nicht mehr zu ihrer Arbeitsstelle kommen, mobile Dienstleistungen, die nicht erbracht werden können, und Warenlieferungen, die ihr Ziel nicht erreichen. Auch der Tourismus wäre gefährdet, wenn die Reisenden nicht mehr von A nach B kämen, weil die Straßen verstopft und die öffentlichen Transportmittel hoffnungslos überlastet wären.
Auch die Auswirkungen auf die medizinische Versorgung sind bedenklich: Patienten können nicht mehr transportiert werden, Ärzte kommen nicht zu Hausbesuchen und die Lieferungen von Medikamenten bleiben aus. Polizei, Feuerwehr und andere Rettungskräfte kämen nicht mehr zu ihren Einsatzorten. Dies alles würde Ängste unter der Bevölkerung schüren und den sozialen Frieden gefährden.
Ein Verkehrsinfarkt hätte somit zwangsläufig Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft.
Vermeidung von Verkehrsinfarkten: mögliche Lösungsansätze
Die Frage, wie sich ein drohender Verkehrsinfarkt in Deutschland abwenden lässt, beschäftigt nicht nur die Politik, sondern auch die Wirtschaft und die Forschung. Denn schon jetzt stellen verstopfte Straßen sowohl in den Städten als auch außerhalb ein gravierendes Problem dar und es ist zu erwarten, dass sich dieses in den kommenden Jahren weiter verschärft.
Zu Ersterem gehören Maßnahmen wie:
- Bau neuer Streckenführungen
- Sanierung bereits vorhandener Straßen, zum Teil mit dem Bau zusätzlicher Fahrspuren
- Zusammenarbeit verschiedener Verkehrsbetriebe für eine bessere Planung und den Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs
- Entwicklung neuer Transportmittel wie z. B. Lufttaxis, Transportdrohnen oder Hochgeschwindigkeitsbahnen (bislang alles experimentell)
Und wie ließe sich der Verkehr insgesamt verringern? Auch dies geht mit dem Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes einher, denn je mehr Menschen mit Bus oder Bahn unterwegs sind, umso weniger Pkws finden sich auf den Straßen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Verkehrsbetriebe auf das erhöhte Fahrgastaufkommen eingestellt sind. In den Großstädten sind jedoch schon jetzt zu Stoßzeiten die Busse und Bahnen überfüllt und fällt einmal eine Linie aus, empfinden viele Personen dies als mittelschwere Katastrophe.
Ein anderer Ansatz, der z. B. in Berlin verfolgt wird, ist die Förderung des Fahrradverkehrs. Auch hier ist der Gedanke, immer mehr Menschen ein anderes Transportmittel als das eigene Auto schmackhaft zu machen. Dies soll dadurch erreicht werden, dass die Verkehrsbedingungen für Radfahrer attraktiver gemacht werden, u. a. durch den Ausbau von Fahrradwegen oder das Aufstellen von zusätzlichen Fahrradständern.
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