Anhalteweg-Übersicht: Tabelle mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Geschwindigkeitsangabe in km/h | Anhalteweg unter normalen Umständen | Anhalteweg bei Gefahrenbremsung |
---|---|---|
10 | 4 Meter | 3,5 Meter |
20 | 10 Meter | 8 Meter |
30 | 18 Meter | 13,5 Meter |
40 | 28 Meter | 20 Meter |
50 | 40 Meter | 27,5 Meter |
60 | 54 Meter | 36 Meter |
70 | 70 Meter | 45,5 Meter |
80 | 88 Meter | 56 Meter |
90 | 107 Meter | 67,5 Meter |
100 | 130 Meter | 80 Meter |
Kurz & knapp: Der Anhalteweg
Der Anhalteweg besteht einerseits aus dem Reaktionsweg, andererseits aus dem Bremsweg.
Wie lang der Anhalteweg ist, hängt in erster Linie von der Geschwindigkeit ab, mit der Sie unterwegs sind. Der Anhalteweg kann außerdem von der Reaktionsfähigkeit, dem Fahrzeug (Bremsscheiben, Reifenprofil) und der Fahrbahn beeinflusst werden.
Grob gesagt ergibt sich der Anhalteweg aus der Addition des Brems- und des Reaktionsweges. Wie genau Sie bei der Rechnung vorgehen, das lesen Sie hier.
Was ist der Anhalteweg?
Wer kennt folgende Situation nicht: Sie sind im Feierabendverkehr auf dem Weg nach Hause und wie so oft sind die Straßen verstopft. In Ihrem Fahrzeug läuft Musik und Sie wollen einfach nur so schnell wie möglich nach Hause.
Unerwartet bremst das vorausfahrende Fahrzeug und der Verkehr kommt zum Erliegen. Aber was passiert eigentlich von dem Zeitpunkt, ab dem Sie die Gefahrensituation realisieren, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Ihr Fahrzeug tatsächlich zum Stehen kommt?
In diesem Ratgeber erfahren Sie, was es mit dem Anhalteweg auf sich hat und wie er berechnet wird.
Inhaltsverzeichnis
Weiterführende Ratgeber zum Anhalteweg
Faustformel für den Anhalteweg: Was beim Berechnen gilt
Die gesamte Strecke, die Sie zwischen den beiden genannten Punkten zurücklegen, ist der sogenannte Anhalteweg. Dieser setzt sich aus zwei verschiedenen Bestandteilen zusammen:
- Reaktionsweg
- Bremsweg
Unmittelbar nachdem Sie die Verkehrssituation bzw. die Notwendigkeit zu Bremsen erkannt haben, gibt Ihr Gehirn das Signal, die Bremse zu treten. Ihr linker Fuß tritt dementsprechend die Kupplung und mit dem rechten Fuß wechseln Sie vom Gas auf das Bremspedal. Der Weg, den Sie vom Erkennen einer Gefahr bis zur Betätigung der Bremse zurücklegen, ist der Reaktionsweg. Bis die Bremse jedoch tatsächlich greift, bewegt sich ein Fahrzeug noch ein ganzes Stück ungebremst weiter, womit der Bremsweg gemeint ist.
Wenn Sie ein Fahrzeug zum Stehen bringen möchten, brauchen Sie sowohl Zeit zum Reagieren als auch zum Bremsen. Daher lautet die Formel zur Berechnung des gesamten Anhalteweges wie folgt:
Aber wie viel Zeit nehmen die einzelnen Komponenten in Anspruch und inwiefern beeinflusst die gefahrene Geschwindigkeit, wie lang der Anhalteweg tatsächlich ist? Zur Veranschaulichung hier ein Rechenbeispiel: Wenn Sie beispielsweise den Anhalteweg bei 50 km/h gefahrenem Tempo ermitteln möchten, dann müssen Sie zuerst die Geschwindigkeit durch zehn teilen und mit drei multiplizieren. Das Ergebnis lautet 15, d. h. der Reaktionsweg muss in diesem Fall 15 Meter lang sein. Sie fragen sich, was passiert, wenn Sie die Geschwindigkeit verdoppeln? Entsprechend der Faustformel muss dann auch der Reaktionsweg doppelt so lang sein [(100 km/h : 10) x 3 = 30].
Sie besuchen aktuell zum Erwerb des Führerscheins eine Fahrschule? Dass der Anhalteweg neben der genannten Komponente noch eine weitere physikalische Größe beinhaltet, dürfte Ihnen dann bekannt sein. Um mittels Anhalteweg-Faustformel eine Rechnung vornehmen zu können, muss als zweiter Bestandteil auch der Bremsweg berücksichtigt werden. Aber wie lässt sich dieser überhaupt ermitteln? Folgendes Rechenbeispiel (für 50 km/h) dient der Veranschaulichung: (50 km/h : 10) x (50 km/h : 10) = 25. Dementsprechend muss der Bremsweg bei einer gefahrenen Geschwindigkeit von 50 km/hmindestens eine Länge von 25 Metern aufweisen.
Aber zu welchem Ergebnis führt die Faustregel beim Anhalteweg bzw. die Teilformel des Bremsweges, wenn Sie mit 100 km/h doppelt so schnell unterwegs sind? Während sich beim Reaktionsweg die Strecke bei Verdopplung der Geschwindigkeit lediglich ebenfalls verdoppelt, muss der Bremsweg vier mal so lang sein, wenn Sie nicht 50, sondern 100 km/h fahren. Statt 25 Metern, muss die Strecke dann 100 Meter lang sein, um ein Fahrzeug rechtzeitig zum Stehen bringen zu können.
Wer den Anhalteweg in der Fahrschule gelernt hat, dem dürfte noch geläufig sein, dass die bisher genannten Komponenten jetzt nur noch zusammengesetzt werden müssen, um die vollständige Faustregel vom Anhalteweg zu erhalten. Diese lautet für die erwähnten Geschwindigkeitsbereiche wie folgt:
Anhalteweg = Reaktionsweg + Bremsweg
= 15 Meter + 25 Meter
= 40 Meter
Anhalteweg bei 100 km/h
Anhalteweg = Reaktionsweg + Bremsweg
= 30 Meter + 100 Meter
= 130 Meter
Anhalteweg bei einer Gefahrenbremsung
Nicht nur die Faustregel für den Anhalteweg wird in Fahrschulen gelehrt, sondern auch, wie sich das theoretische Wissen in der Praxis wiederspiegelt. In diesem Zusammenhang kommt die Gefahrenbremsung ins Spiel. Sowohl für Führerscheinanwärter, die eine Fahrerlaubnis der Klasse B erwerben wollen, als auch für Motorradschüler, gehört die Gefahrenbremsung zu den obligatorischen Pflichtaufgaben während der praktischen Fahrausbildung. Aber was verbirgt sich hinter dem Vorgang, der auch als „Schlagbremsung“ bezeichnet wird, und welchen Einfluss hat sie auf die Länge des Anhalteweges?
Grundsätzlich ist dieses Manöver nur dann zu empfehlen, wenn Sie als Fahrzeugführer eine Gefahr wahrnehmen, die ein besonders schnelles Abbremsen des Fahrzeugs erforderlich macht. Nachfolgend haben wir Ihnen einige Situationen aufgelistet, in denen Sie eine Gefahrenbremsung einleiten sollten:
- wenn am Straßenrand spielende Kinder plötzlich und unerwartet zwischen parkenden Autos auf die Straße rennen oder deren Spielgeräte auf die Straße rollen
- wenn ein parkender Pkw unerwartet aus einer Parklücke auf die Straße zieht, ohne dies vorab mittels Blinker angezeigt zu haben
- um im Winter bei Glätte oder Nässe Zusammenstöße mit anderen Verkehrsteilnehmern zu verhindern
Lässt sich für die Gefahrenbremsung der Anhalteweg auch mittels Faustregel berechnen und was ist hierbei zu beachten? Grundsätzlich ja, allerdings muss der normale Bremsweg durch zwei geteilt werden, um das richtige Ergebnis zu erhalten. Was die Reaktionszeitspanne betrifft, ändert sich hingegen nichts. Bei 50 km/h ist 1 Sekunde Reaktionszeit auch in diesem Fall gegeben. Die Formel lautet demnach wie folgt: Anhalteweg für die Gefahrenbremsung = Reaktionsweg + (normaler Bremsweg : 2). Ausgehend von einem Fahrzeug, dass mit 50 km/h unterwegs ist, ergibt sich diese Rechnung: 15 Meter + (25 Meter : 2) = 27,5 Meter. Somit ist die Strecke, welche bei einer Gefahrenbremsung zum Anhalten benötigt wird, im Vergleich zu einer normalen Bremsung, 12,5 Meter kürzer.
Wodurch wird der Anhalteweg beeinflusst?
Dass beim Anhalteweg die Reaktionszeit in der Regel gleichbleibend ist, haben wir bereits erwähnt und auch, dass sich die Strecke für Reaktionsweg, Bremsweg und somit für den Anhalteweg mittels Formel berechnen lässt. Allerdings handelt es sich hierbei um idealtypische Berechnungen, die stets eine ideale Bremsleistung auf trockener Fahrbahn sowie eine maximale Reaktionszeit von einer Sekunde voraussetzen. Bei den Ergebnissen liegen dementsprechend immer nur Annäherungswerte vor, denn es gibt unzählige Faktoren, die den Weg bis zum tatsächlichen Anhalten beeinflussen können. Einige Beispiele haben wir für Sie in folgender Liste zusammengefasst:
- Fahrbahnen, die bedingt durch Regen, Schnee oder auch nasse Blätter glatt und rutschig sind.
- Stark abgenutzte Bremsscheiben, die für ihre eigentliche Funktion nicht mehr genug Kraft erzeugen können. Folglich wird zu wenig Bremsenergie weitergegeben, weshalb die Reifenhaftung auf der Fahrbahn unzureichend ist.
- Abgefahrene Reifenprofile, die nicht mehr der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe entsprechen und somit wegen mangelnder Reibung eine erfolgreiche Bremsung verhindern.
- Zu wenig Bremsflüssigkeit im Motorenraum. Nur wenn genug Hydrauliköl im dafür vorgesehenen Behälter ist, kann das Signal durch Betätigen der Bremsen an die Bremsscheiben weitergeleitet werden. Andernfalls kommt es hierbei zu Verzögerungen.
Neben Wettereinflüssen und Mängeln am Fahrzeug ist auch der Fahrzeugführer selbst dafür verantwortlich, wenn sich der Anhalteweg beim Bremsen verzögert. Dies ist dann der Fall, wenn die nötige Aufmerksamkeit, Konzentration und Sehfähigkeit nicht vollumfänglich gegeben ist. Woran das unter anderem liegen kann, zeigen die nachfolgend aufgelisteten Beispiele:
- Handy am Steuer: Telefongespräche oder das Nutzen von Apps während der Fahrt lenken den Fahrzeugführer ab, was im schlimmsten Fall zu Unfällen führen kann, wenn wegen des verlängerten Reaktionsweges Gefahrensituationen zu spät erkannt werden.
- Essen und Trinken während der Fahrt: Wer nicht dauerhaft beide Hände am Steuer hat, der kann im Ernstfall, wenn zum Beispiel ein Kind vors Auto läuft, keine richtige Gefahrenbremsung einleiten. Zusammenstöße mit Passanten sind dann nicht selten die Folge.
- Übermüdung oder sogar Sekundenschlaf: Wenn zum Beispiel auf langen Strecken zu wenige Pausen gemacht werden, dann lässt die Konzentration kontinuierlich nach und somit auch die Reaktionszeit beim Anhalteweg. Statt einer Sekunde kann es dann deutlich länger dauern, bis die Gefahr erkannt wird.
- Alkohol und andere Drogen am Steuer: Dass der Vollrausch während dem Autofahren als Straftat gilt, hat seine Gründe. Nicht nur die Konzentration, sondern auch das genauso wichtige Sehvermögen werden durch alkoholische Substanzen oder andere Drogen gefährlich beeinträchtigt.
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