Fahrerflucht: Droht Strafe nach einem Kratzer am Auto?

Kann es nach einem Kratzer im Auto schon zur Fahrerflucht kommen?

So etwas kann schnell passieren: Beim Ausparken streifen Sie einen anderen Wagen und hinterlassen eine kleine Spur in seinem Lack. Was tun? Viele entscheiden sich in solch einer Situation dazu, das ganze nicht zu beachten und einfach weiterzufahren. Sie halten es nicht für möglich, dass dies schon Fahrerflucht ist – bei einem kleinen Kratzer. Schließlich ist ja nichts passiert und der kleine Schaden ist kaum zu sehen.

Aber ist ein solches Verhalten erlaubt? Oder kann es sich auch bei einem kleinen Kratzer am Auto um Fahrerflucht handeln? Droht Strafe für einen Kratzer? Es ist ja schließlich keiner zu Schaden gekommen, oder? Muss die Polizei informiert werden? Diese Fragen sollen im Folgenden geklärt werden, damit Sie beim nächsten Mal nicht ungewollt eine Unfallflucht begehen.

Kratzer: Wann liegt Fahrerflucht vor?

Unfallflucht bzw. ein unerlaubtes Entfernen vom Unfallort liegt laut § 142 Strafgesetzbuch (StGB) dann vor, wenn sich jemand vom Unfallort entfernt, ohne eine Feststellung seiner Person zu ermöglichen oder eine angemessene Zeit hierfür zu warten. Das Gesetz differenziert hier also nicht, ob Fahrerflucht bei einem Kratzer oder erst bei größeren Schäden vorliegt: Es liegt in jedem Fall Fahrerflucht vor, auch Kratzer am Auto ziehen eine Strafe nach sich.

Fahrerflucht: Die Folgen nach einem Kratzer

Was sind die Folgen einer Fahrerflucht? Welche Strafe kann ein Kratzer mit sich bringen? Zunächst ist festzuhalten, dass Unfallflucht keine Ordnungswidrigkeit, sondern eine richtige Straftat ist. Daher ist die Sanktion keine bloße Geldbuße. Nach dem Strafgesetzbuch steht auf unerlaubtes Entfernen vom Unfallort eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Nun ist es natürlich so, dass die Strafe im Einzelfall nach den individuellen Umständen festgesetzt wird. Keiner wird für einen Kratzer mehrere Jahre ins Gefängnis gehen müssen. Stattdessen richtet sich die Strafe nach dem verursachten Schaden. Nach einer Fahrerflucht ist die Strafe bei einem Kratzer in der Regel eine geringe Geldstrafe, oft wird das Verfahren eingestellt.

Fahrerflucht: Die Strafe nach einem Kratzer vermeiden

Was müssen Sie also tun, wenn Sie ein anderes Auto streifen? In jedem Fall müssen Sie zunächst anhalten. Wenn der andere Fahrzeughalter nicht zugegen ist, dürfen Sie in keinem Fall wegfahren. Auch eine Notiz hinter dem Scheibenwischer ist hier nicht ausreichend.

Sie müssen also warten, weil Sie sonst Fahrerflucht begehen – ein kleiner Kratzer und ein größerer Schaden wirken sich gleich auf diese Tatsache aus. Das Gesetz spricht von einer „angemessenen Zeit“, die Sie warten müssen. Dies hängt immer auch von der Situation und der Schadenshöhe ab. Warten Sie in jedem Fall eine halbe Stunde oder mehr.

Wenn in dieser Zeit keiner kommt, müssen Sie die Polizei benachrichtigen und den Unfall melden. Erst wenn Sie ihr die notwendigen Informationen zum beschädigten Wagen und Ihre persönlichen Angaben mitgeteilt haben, können Sie sich entfernen, ohne für Fahrerflucht eine Strafe nach einem Kratzer zu bekommen.

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Über den Autor

Kathleen S.

Kathleen hat Finanzwesen an der Universität Erfurt studiert. Seit 2019 unterstützt sie uns in der Redaktion von bussgeldkatalog.de. Ihre Ratgeber decken eine breite Sparte an Themen ab, wie z. B. Verkehrszeichen, Fragen zum Bußgeldverfahren und zur Autopflege. Aufgrund ihrer Vorbildung befasst sie sich auch sehr gerne mit finanziellen Fragestellungen rund ums Auto.