Kurz & knapp: Ökobilanz vom Elektroauto
Um die Ökobilanz Elektroauto vs. Verbrenner beurteilen zu können, muss grundsätzlich der gesamte Lebenszyklus der Fahrzeuge betrachtet werden. Wichtige Aspekte sind dabei Herstellung, Nutzung und Recycling.
Wie gut bzw. schlecht bei einem E-Auto die Ökobilanz ausfällt, hängt unter anderem von der Batteriekapazität, dem Verbrauch, dem Gewicht des Fahrzeugs und auch der Nutzungsdauer ab. Ein weiterer wichtiger Faktor ist zudem auch, mit welcher Art Strom Sie das E-Auto laden.
Gerade wegen der Batterie ist die Herstellung von Elektroautos umweltschädlicher als bei Diesel-Fahrzeugen. Neben dem Ausstoß von Treibhausgasen liegt dies auch am Abbau der dafür benötigten Rohstoffe wie Lithium und Kobalt. Mehr dazu hier.
Elektroauto kaufen und etwas Gutes für die Umwelt tun?
Inhaltsverzeichnis
Wer mit dem Gedanken spielt, sich als nächstes ein Elektroauto anzuschaffen, sollte sich im Vorfeld mit den Vor- und Nachteilen eines solchen Kfz auseinandersetzen. Ein wichtiges Argument für die Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb ist dabei der Klimaschutz und die Vermeidung von Kohlenstoffdioxid (CO2). Doch sind Elektroautos wirklich umweltfreundlich oder belasten sie die Natur? Um dies beurteilen zu können, gilt es die Ökobilanz zum Elektroauto zu betrachten.
Bei der Öko- oder Umweltbilanz handelt es sich um ein Verfahren, bei dem alle umweltrelevanten Vorgänge zu einem Produkt, einem Verfahren oder einer Dienstleistung erfasst und anschließend bewertet werden. Da es im Zuge dessen den gesamten Zeitraum von der Herstellung bis zur Verschrottung zu begutachten gilt, ist auch von einer sogenannten Lebenszyklusanalyse die Rede.
Bei der Ökobilanz für ein E-Auto gilt es daher folgende Abschnitte zu berücksichtigen:
- Herstellung
- Nutzung
- Recycling
In der Produktion: E-Autos sind nicht umweltfreundlich!
Die Umweltbilanz zum Elektroauto beginnt demnach bei der Produktion. Besonders viel Energie wird dabei für die Herstellung der Batterie benötigt. Da die Produktion in der Regel in Asien oder Polen erfolgt, wo der Strommix bis zu 70 Prozent aus Kohlestrom besteht, entsteht dabei viel Treibhausgas wie CO2. So wird bei der Herstellung einer Batterie für E-Autos mit einer Leistung von 35 kWh etwa 5 Tonnen CO2 erzeugt. Bei der restlichen Produktion fallen im Durchschnitt noch weitere 10 bis 12 Tonnen an, sodass der ökologische Rucksack 15 bis 17 Tonnen Treibhausgase fasst. Im Gegensatz dazu entsteht bei der Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor etwa 6 bis 7 Tonnen CO2. Es zeigt sich somit, dass die Herstellung von E-Autos umweltschädlicher ist als von Diesel-Fahrzeugen.
Darüber hinaus fließt aber auch die Rohstoffgewinnung bei einem Elektroauto in die Ökobilanz ein. Denn für die Batterie werden insbesondere Lithium und Kobalt benötigt. Der Lithiumabbau findet vor allem in Südamerika statt und führt dort zu sinkenden Grundwasserspiegeln und der Versalzung des Süßwassers, was sich unter anderem auch negativ auf die Artenvielfalt auswirkt. Kobalt wird vor allem im Kongo durch Bergbau abgebaut. Dieser geht mit schlechten Arbeitsbedingungen, mangelndem Arbeitsschutz, Ausbeutung und Kinderarbeit einher. Anhand dieser Beispiele zeigt sich, dass die Rohstoffgewinnung für E-Autos umweltschädlich ist, die direkten Auswirkungen bekommen wir in Europa allerdings nicht zu spüren.
Wichtig! Die Entwicklung und Forschung zu E-Autos ist noch lange nicht abgeschlossen. Daher können sich Aspekte, die heute dazu führen, dass die Produktion von einem Elektroauto als umweltschädlich angesehen wird, jederzeit ändern. So gibt es etwa erste Versuche mit Batterien, die ohne Lithium auskommen. Darüber hinaus könnte es sich positiv auf die Ökobilanz von einem Elektroauto auswirken, wenn die Akkus mit grünem Strom produziert werden.
Ökobilanz beim Elektroauto: Was gilt es bei der Nutzung zu beachten?
Auch wenn die Herstellung von einem Elektroauto bei der Umweltbilanz gegenüber einem klassischen Verbrenner eindeutig schlechter ausfällt, lässt sich dies durch die Nutzung in der Regel gut kompensieren. Nach wie vielen gefahrenen Kilometern dies der Fall ist, hängt dabei von folgenden Faktoren ab:
- Art des geladenen Stroms
- Intensität der Fahrzeugnutzung
- Art des Fahrzeugs
Besonders nachhaltig lässt sich ein Elektroauto mit grünem Strom betanken, den Sie über eine eigene Photovoltaik-Anlage gewinnen. Schießen Sie das Fahrzeug hingegen an eine öffentliche Ladesäule an oder nutzen Sie zu Hause den Strom aus dem Netz, dann laden Sie mit dem deutschen Strommix. Dieser bestand 2022 beinhaltete zwar 51,1 % erneuerbaren Energien, aber auch 18,9 % Braunkohle und 11,4 % Steinkohle. Dies ist auch dann der Fall, wenn Sie Ökostrom beziehen, denn eine Unterscheidung ist bei der Versorgung nicht möglich.
Wie schnell die Ökobilanz bei einem Elektroauto besser ausfällt als bei einem vergleichbaren Verbrenner, hängt auch von der Fahrleistung ab. Denn je mehr Strecke Sie im Jahr zurücklegen, desto mehr CO2 wird eingespart.
Nicht zuletzt kommt es auch auf das Fahrzeug an. Dabei gelten vor allem kleinere E-Autos mit geringem Verbrauch als umweltfreundlich. Hochmotorisierte Elektro-SUV haben hingegen eine schlechtere Umweltbilanz, was unter anderem auch am höheren Gewicht der Kfz liegt.
Die Forscher des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung haben sich mit der Ökobilanz vom Elektroauto im Vergleich mit dem Verbrenner beschäftigt. Bei einem elektrischen Kleinwagen mit einer Batterie von 40 kWh, der ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betankt wird, gehen sie davon aus, dass ab einer Fahrleistung von rund 30.000 km die CO2-Bilanz besser ausfällt als bei einem vergleichbaren Dieselfahrzeug. Wird hingegen der deutsche Strommix zum Laden verwendet, muss eine Strecke von etwa 60.000 km zurückgelegt werden.
Elektroauto: Ist Recycling möglich?
Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Umweltbilanz eines Elektroautos ist die Lebensdauer des Kfz. Hauptaugenmerk ist dabei der Akku, der mit der Zeit an Leistung einbüßt. Die meisten Hersteller geben eine Garantie für 8 Jahre bzw. 160.000 Kilometer, wobei die nutzbare Kapazität dann meist nur noch bei etwa 70 Prozent liegt. Der Einbau einer neuen Batterie wirkt sich dann wieder negativ auf die Ökobilanz vom Elektroauto aus, lässt sich aber durch die Nutzung wieder ausgleichen.
Um E-Autos umweltfreundlicher und nachhaltiger zu machen, ist Recycling ein wichtiges Thema. So lässt sich ein Großteil der Rohstoffe aus den Akkus wiedergewinnen und für neue Akkus nutzen. Dieser Kreislauf kann sich positiv auf die Ökobilanz auswirken und den CO2-Rucksack verringern.
Alternativ dazu besteht auch die Möglichkeit, ausrangierte Akkus für andere Zwecke weiterzuverwenden. Diese können etwa in privaten Haushalten als stationärer Stromspeicher für Photovoltaik-Anlagen dienen. Die weitere Nutzung trägt dann dazu bei, die Ökobilanz vom Elektroauto bzw. dessen Batterie zu verbessern.
Kommentar hinterlassen