Kurz & knapp: Schleudertrauma
Beim Schleudertrauma (HWS-Distorsion) handelt es sich um einen Sammelbegriff für unterschiedliche Krankheitserscheinungen, die infolge einer plötzlichen Überstreckung des Kopfes auftreten können. Tatsächliche Schäden an Kopf, Gehirn, oder Wirbelsäule entstehen es dabei jedoch nicht. Symptome können z. B. sein: Kopf- und Nackenschmerzen, Schwindel und Übelkeit, sprachliche und motorische Unsicherheiten. Es handelt sich um eine typische Verletzung, die infolge von Autounfällen (insbesondere Auffahrunfällen) auftreten können.
Wie andere immaterielle Schäden kann auch ein erlittenes Schleudertrauma einen Anspruch auf Schmerzensgeld begründen.
Da ein Schleudertrauma allein in der Regel ohne schwere Folgeschäden wieder abklingt, fällt das Schmerzensgeld für etwaige Verletzungen häufig nicht besonders hoch aus. Im Einzelfall können eine lange Arbeitsunfähigkeit oder schwere Ausprägungen und seltene Folgeschäden jedoch auch vier- und gar fünfstellige Beträge begründen. Welche Entscheidungen einzelne Gerichte hierzu bereits getroffen haben, erfahren Sie in dieser Schmerzensgeldtabelle.
Anspruchsgrundlage für Schmerzensgeld
Inhaltsverzeichnis
Kommt es zu einem Auffahrunfall oder einer anderen Art von Verkehrsunfall, ist ein Schleudertrauma eine häufige Verletzung. Sie äußert sich z. B. durch Kopfschmerzen. Solche Beschwerden nach einem Unfall können einen Anspruch auf Schmerzensgeld begründen.
Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) legt in § 253 fest, dass auch für sogenannte immaterielle Schäden eine Entschädigung in Geld gezahlt werden muss. Doch wie hoch kann das Schmerzensgeld bei einem Schleudertrauma ausfallen? Woran bemisst sich die Höhe?
Schmerzensgeld für ein Schleudertrauma: Haben Sie immer Anspruch?
Das BGB legt erst einmal fest, dass dem Opfer z. B. bei einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit eine Entschädigung zusteht. Wie hoch bei einer HWS-Distorsion das Schmerzensgeld ausfällt, hängt vom Einzelfall hab. Verschiedene Faktoren werden berücksichtigt:
- Art und Schwere der Verletzung
- Dauer der Arbeitsunfähigkeit
- Umfang der Behandlung
- Folgeschäden und Beeinträchtigungen im Alltag
- u.v.m.
Wichtig ist, dass Unfallopfer bei Schmerzen und Beschwerden sofort zum Arzt gehen. Möchten Sie nämlich Schmerzensgeld einfordern, brauchen Sie umfassende Arztberichte und Dokumente, die die Symptome eindeutig auf den Unfall zurückführen.
Schweregrade beim Schleudertrauma
In der Rechtsprechung hat es sich eingebürgert, ein Schleudertrauma in verschiedene Schweregrade einzuteilen. Aus der Einstufung ergibt sich dann auch, wie viel Schmerzensgeld Sie bei einem Schleudertrauma bekommen.
Schweregrad | Beschreibung |
---|---|
0 | keine Beschwerden bzw. Symptome |
1 | Nackenschmerzen, steifer Nacken |
2 | Blockaden, Druckschmerzempfindlichkeit, Bewegungseinschränkungen |
3 | motorische Ausfälle, verringerte Nervenleitgeschwindigkeit |
4 | Rückenmarkschädigungen, Frakturen, Verschiebungen |
Die Einstufung ist dabei nicht immer einfach, denn viel hängt von der Schmerzempfindung des Patienten ab. Ein Schleudertrauma lässt sich nur schwer durch bildgebende Diagnostik beweisen, insofern ergibt sich die Befundung des Arztes aus der Beschreibung des Patienten.
Aus diesem Grund verweigern viele Versicherungen Schmerzensgeld für eine HWS-Distorsion. Wenden Sie sich daher unbedingt im Vorfeld an einen Anwalt, der Ihre Ansprüche durchsetzen kann. Tragen Sie an dem Unfall keinerlei Schuld, muss die gegnerische Haftpflichtversicherung die Rechtsanwaltskosten übernehmen. Haben Sie daher keine Scheu, sich Hilfe zu suchen.
Schmerzensgeldtabelle für ein Schleudertrauma
Wie viel Schmerzensgeld bekommt man bei einem Schleudertrauma nach einem Unfall? Die Höhe hängt immer stark vom Einzelfall ab. Insofern können wir diese Frage nicht pauschal beantworten. Wie die folgende Tabelle zeigt, gibt es auch Fälle, in denen das Gericht kein Schmerzensgeld für ein beim Autounfall erlittenes Schleudertrauma ansetzte.
Beschwerden | Höhe d. Schmerzensgeldes in Euro | Datum | Gericht | Az. |
---|---|---|---|---|
HWS-Syndrom mit Blutgerinsel | 0 | 01.07.2002 | OLG Berlin | 12 U 8427/00 |
… mit üblichen Beeinträchtigungen (z. B. Prellungen) | 150 | 04.02.2015 | AG Oberhausen | 31 C 2146/14 |
Leichte HWS-Distorsion | 255,65 | 20.02.2000 | AG Aachen | 554 C 9195/01 |
HWS-Syndrom 1 Grades | 409,03 | 28.05.2001 | AG Köln | 262 C 381/99 |
Mittelschweres HWS-Syndrom | 1.500 | 15.04.2008 | LG Köln | 8 O 270/06 |
HWS-Syndrom mit ISG-Blockade | 2.000 | 29.01.2013 | AG München | 332 C 21014/12 |
... mit länger andauernden Gleichgewichtsstörungen | 2.500 | 14.07.2006 | OLG München | 10 U 2623/05 |
Schweres HWS-Syndrom mit deutlichen Kopf- & Nackenschmerzen | 5.000 | 26.03.2010 | AG Wiesbaden | 93 C 3695/05 |
... mit psychische Beeinträchtigungen | 21.000 | 18.02.2009 | LG Hannover | 12 O 201/07 |
Manfred meint
11. Mai 2020 at 12:07
Danke, dass Sie erwähnen, dass man das Schleudertrauma vom Arzt diagnostizieren lassen sollte. Ebenso zieht man für das Auto ja auch einen KFZ-Sachverständigen heran. Meine Schwester ärgert sich bis heute, nicht zum Arzt gegangen zu sein. Sie hat immer noch Probleme mit ihrem Rücken.