Kurz & knapp: Schmerzensgeld für einen Tinnitus
Für die Frage, ob und wie viel Schmerzensgeld Sie für einen Tinnitus verlangen können, spielen v. a. dessen Dauer und Ausmaß und die bestehenden Behandlungsmöglichkeiten eine Rolle.
Für die Ermittlung der Höhe eines Schmerzensgeldanspruchs können Schmerzensgeldtabellen einen ersten Anhaltspunkt liefern. Eine solche finden Sie z. B. hier.
Eine endgültige Einschätzung zu den Erfolgsaussichten einer möglichen Klage und zur Höhe des Anspruchs erhalten Sie von einem Rechtsanwalt.
Wenn es im Ohr pfeift und brummt
Inhaltsverzeichnis
Unsere fünf Sinne ermöglichen die Orientierung im Alltag. Kommt es durch einen Unfall oder eine Gewaltanwendung zur Einschränkung der Wahrnehmung, kann dies weitreichende Konsequenzen haben. Denn nicht selten führt dies zu Einschnitten in unserem täglichen Leben.
An den Nerven der Betroffenen zehren insbesondere Ohrgeräusche – wie Pfeifen, Brummen oder Klingeln – welche auch als Tinnitus bezeichnet werden. Lässt sich dieses Ohrensausen auf ein bestimmtes, fremdverschuldetes Ereignis zurückführen, stellt sich nicht selten die Frage, ob Schmerzensgeld beim Tinnitus möglich ist.
Doch wie viel Schmerzensgeld ist beim Tinnitus nach einem Autounfall gerechtfertigt? Welche Faktoren spielen bei der Bemessung eine Rolle? Und besteht überhaupt ein gesetzlicher Anspruch auf Schmerzensgeld? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert der nachfolgende Ratgeber.
Kann es bei einem Verkehrsunfall zum Tinnitus kommen?
Bevor wir uns mit den gesetzlichen Bestimmungen zum Schmerzensgeld beim Tinnitus beschäftigen, soll geklärt werden, worum es sich dabei genau handelt und welche Ursachen existieren. Grundsätzlich sind unter dem Begriff „Tinnitus“ krankhafte Ohrgeräusche zu verstehen. Diese können wiederkehrend oder durchgehend auftreten.
Das von den Betroffenen wahrgenommene Brummen, Pfeifen oder Klingeln stellt medizinisch allerdings keine Krankheit dar. Stattdessen handelt es sich dabei ausschließlich um ein Symptom. Dennoch sollte die Beeinträchtigung durch einen Tinnitus nicht von der Hand gewiesen werden, denn dieser wirkt sich lebensbeeinträchtigend aus und verursacht psychischen Stress.
Die Ursachen für Ohrgeräusche können sehr vielfältig sein. Zu nennen wären unter anderem ein Lärm- und Knalltrauma, ein Hörsturz, Verletzungen am Trommelfell oder Stress. Darüber hinaus können auch Verletzungen bzw. Beschwerden der Halswirbelsäule (HWS-Syndrom) – zum Beispiel im Zuge eines Autounfalls – zu einem Tinnitus führen.
Wann besteht beim Tinnitus ein Anspruch auf Schmerzensgeld?
Lässt sich Ihr Tinnitus auf ein Fremdverschulden zurückführen, kann gemäß § 253 Abs. 2 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ein Anspruch auf Schmerzensgeld bestehen. Denn dabei handelt es sich um einen finanziellen Ausgleich für körperliche Beeinträchtigungen.
Das Schmerzensgeld beim Tinnitus ist allerdings nicht pauschal festgelegt, stattdessen wird die Höhe durch diverse Faktoren beeinflusst. So spielt unter anderem die Art und auch die Schwere der Verletzung sowie die Dauer einer möglichen Arbeitsunfähigkeit eine Rolle.
Darüber hinaus sind auch die Umstände, welche zur Beeinträchtigung führten, zu betrachten: Liegt zum Beispiel Vorsatz oder Fahrlässigkeit vor? Oder hat sich der Verursacher im Anschluss um das Opfer gekümmert und Erste Hilfe geleistet?
Schmerzensgeldtabelle zum Tinnitus: Wie hoch fällt der Ausgleich aus?
Zwar sichert der Gesetzgeber grundsätzlich einen Anspruch auf Schmerzensgeld bei einem Tinnitus zu, allerdings existieren keine pauschalen Angaben zur Höhe der Entschädigung. Dies wirft insbesondere bei Laien die Frage auf: Welche Summe ist angebracht und angemessen?
Für eine Orientierung können insbesondere sogenannte Schmerzensgeldtabellen sinnvoll sein. Dabei handelt es sich um Übersichten, welche die festgelegten Schmerzensgelder aus bisherigen Gerichtsverhandlungen auflisten. Allerdings enthalten diese Sammlungen meist keine Informationen zu den individuellen Umständen, welche in die Bemessung eingeflossen sind.
Einen ersten Eindruck über das bei einem Tinnitus mögliche Schmerzensgeld vermittelt die nachfolgende Schmerzensgeldtabelle:
Verletzungen | Schmerzensgeld und Rechtsprechung |
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Trommelfellperforation nach Ohrfeige auf das linke Ohr mit nachfolgendem, vorübergehenden Tinnitus | ca. 600 Euro AG Menden Az. 4 C 177/11 Urteil von 2011 |
Hochfrequenter diffuser Tinnitus | ca. 1.500 Euro AG Meschede Az. 6 C 411/13 Urteil von 2015 |
Beidseitig Tinnitus nach Auffahrunfall sowie HWS-Syndrom | ca. 4.000 Euro LG Frankfurt (Oder) Az. 2-10 O 422/03 Urteil von 2006 |
Gehörschädigung / beidseitiger Tinnitus sowie HWS-Syndrom | ca. 6.500 Euro OLG Düsseldorf Az. I-1 U 221/02 Urteil von 2003 |
Beidseitiger Tinnitus | ca. 10.200 Euro OLG Nürnberg Az. 4 U 2109/96 Urteil von 1996 |
Tinnitus und HWS-Syndrom | ca. 5.000 Euro Frankfurt am Main Außergerichtlicher Vergleich von 2013 |
Neben einer gerichtlichen Verhandlung besteht auch die Option einer außergerichtlichen Einigung. Besprechen Sie gemeinsam mit Ihrem Anwalt für Schmerzensgeld, ob eine Vergleich angebracht ist und ggf. eine höhere Entschädigung bringen kann.
Astrid G meint
20. Dezember 2023 at 3:01
Guten Morgen
würde mich über Ihren Rat sehr freuen. hatte einen wegeunfall den ein Traktorfahrer verursacht hat(Vorfahrt genommen)
was steht mir für schmerzensgeld zu bei beidseitigen Tinnitus mit Hörschwäche und dazukommenden Höhrgeräte?frdl. gr.Astrid Gerlach